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Abgestillt – weil ich es wollte

Geburt:
Spontangeburt
Ernährungstyp:
Vollstillen
Phase:
Abstillen

Erfahrungen von Lilian, 35

Ich möchte gerne mit euch meine Erfahrung zum Thema Abstillen teilen. Als ich mich damit beschäftigte, ist mir erst richtig bewusst geworden, wie wenig dazu im Netz zu finden ist. Auf die Frage dazu in manchen Facebook-Gruppen, wurde ich ausgeschlossen und war froh nicht gesteinigt worden zu sein. Aber alles der Reihe nach.

Unser Kind ist das gewünschteste Wunschkind. Nach einer Fehlgeburt und weiteren sechs Monaten des Probierens, war ich unendlich erleichtert, den positiven Schwangerschaftstest mit zwei Streifen in der Hand zu halten. Ich war auch kurze Zeit später im Beschäftigungsverbot und konnte mich ungehindert meinem Baby im Bauch und allem was damit zusammenhängt widmen.

Völlig normal, ohne große Wehwehchen, verlief meine Schwangerschaft und selbst Corona konnte meiner Vorfreude auf das Muttersein nichts anhaben. Ganz im Gegenteil, durch Corona hatten mein Freund und ich viel gemeinsame Zeit und vor allem Ruhe. Ich war nicht neidisch, eine Party zu verpassen, weil ja keiner gerade feiern konnte. Und die Geburt war genau zwischen dem ersten und zweiten Lockdown, so dass mein Freund bei der Geburt dabei sein durfte.

Mit dem Stillen hatte ich mich vorher nicht sonderlich beschäftigt. Ich wusste, meine Brustwarzen werden dem Baby sicherlich gefallen, und es wird wahrscheinlich keine Schwierigkeiten haben daran zu saugen, wenn es denn möchte. Aber falls es nicht funktioniert hätte und Flaschennahrung in Betracht gekommen wäre, hätte ich auch damit kein Problem gehabt. Hauptsache das Kind ist glücklich und wird satt.
Schön war es trotzdem als unser Kind sofort nach der Geburt an meiner Brust nuckelte als hätte es nichts anderes vorher getan. Es war eine sehr schöne Erfahrung und praktisch dazu. Ich hatte immer alles dabei was unser Kind benötigte und konnte es mit dem Stillen auch schnell beruhigen. Einen Schnuller oder eine Flasche beziehungsweise jegliche Dinge mit Silikon wurden von Anfang an abgelehnt und werden bis heute verweigert.

Es stellte sich heraus, dass sich das Einschlafstillen bald zum Problem entwickelte, weil mit den Monaten der Drang abzustillen, durch die schlafarmen Nächte größer wurde. Das Baby lag im Beistellbett neben uns und wollte ab dem achten Monat nachts gefühlt permanent an meiner Brust saugen. Ich wollte einfach mal wieder schlafen und meinen Körper für mich haben - auch wenn ich unser Kind über alles liebe.

Mein Ziel war das magische erste Jahr. Mit einem Jahr wollte ich unser Kind von meiner Brust entwöhnen und ausschließlich zur festen Nahrungsaufnahme bewegen. Der Geburtstag rückte näher und unsere Angst, wie soll das Baby nur einschlafen ohne Brust und Schnuller, immer größer. Ich fragte erstmal in den Krabbelgruppen, die ich besuchte nach. Dabei fiel mir auf, dass ich egal wo, stets die Einzige war, die ihr Kind stillte. Niemand sonst hatte die Probleme mit denen ich mich beschäftigte. Dann erkundigte ich mich im Internet und bei einer Stillberaterin. Viel mehr als der Rat, ein Schnuffeltuch mit meinem Geruch einzuführen oder das Kind schreien zu lassen, während ich neben ihm liege, habe ich nicht erfahren. Einige Tipps kamen für unser Kind nicht in Frage, und so lag meine Hoffnung bei Facebook-Gruppen auf Mütter zu treffen, die sich mit dem Thema auskannten.

Enttäuschend bekam ich nur Ablehnung oder ich wurde aus der Gruppe ausgeschlossen, mit der Ansage, dass das Kind den richtigen Abstillzeitpunkt selbst bestimmt sollte.

Glücklicherweise hat sich dann im privaten Messenger eine Mama gemeldet und berichtet, wie sie es gemacht hat. Genauso wie sie vom Abstillen schrieb, war auch unser Plan. Ebenfalls berichtete sie mir von der Ablehnung im Internet, weil man nicht dem Kind die Entscheidung überlässt, wann es genug von der Brust hat.
Meine Meinung als Mutterpazifistin ist, dass jeder für sich selbst herausfinden sollte, wie man mit Erziehungsfragen und seinem Kind umgeht, solange man es natürlich nicht schadet oder ihm Gewalt antut. Jedenfalls fühlte ich mich durch ihre Nachricht deutlich in unserem Vorhaben zum Abstillen bestärkt und auch nach Rücksprache mit der Kinderärztin ließen wir es darauf ankommen.

Eine Woche nach dem ersten Geburtstag fuhr ich über ein Wochenende zu meiner Freundin. Mein Freund musste nun das erste Mal ganz allein für unser Kind verantwortlich sein und auch die erste Nacht übernehmen. Zwiegespalten machte ich mich auf den Weg. Und nach der ersten Nacht, hörte ich von meinem Freund, dass unser Kind 48 Minuten geweint hat und danach durch schlief. Die zweite Nacht klappte ohne Geschrei, nur mit Vorlesen. Er hat dem Kind an beiden Abenden eine Flasche mit Milch angeboten, die jedoch sofort nach Berührung des Silikonnuckels weggestoßen wurde.

Nun läuft das Einschlafen bis heute zu 99 Prozent problemlos ab. Und durchgeschlafen wird ebenfalls, solange die Zähne nicht wachsen oder sonst ein Wehwehchen besteht. Unser Kind hatte nach meiner Wiederkehr kein Interesse mehr an meiner Brust. Ich habe sie ihm aber auch nicht präsentiert.
Seit dem Tag des Abstillens schaufelt unser Kind möglichst viel Nahrung in sich hinein. Wir versuchen das Kind auch tagsüber viel an der frischen Luft zu beschäftigen und bieten ihm einiges an Essen an, damit es ohne Hunger bis morgens schlafen kann. Alles verlief besser als gedacht und ich habe kein schlechtes Gewissen (und lasse es mir auch nicht von Facebook-Gruppen einreden), dass ich unser Kind abgestillt habe, wann ich es wollte.

3 Fragen zum Schluss

Deine größte Herausforderung?

Mit viel Schlafentzug seinen Alltag mit Kind bewältigen. Unser Kind will bis heute so gut wie nie schlafen, oft funktioniert es nur mit besonders viel Zuwendung und Liebe. Das Kostet mich enorme Kraft.

Deine ultimativen Tipps?

Malzbier und essen, worauf man Appetit hat. Auf seinen Körper vertrauen - Die Natur macht das schon.

Auf was kannst du nicht verzichten?

Dankbarkeit für dieses kleine bezaubernde Wesen, das uns jeden Tag so glücklich macht. Auch mal Auszeiten für sich selbst, seine Freunde und seine Hobbys zum Kraft tanken.

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Bei den Stories unserer Milchmamis handelt es sich um persönliche Erfahrungen. Wir freuen uns, wenn sie dir weiterhelfen. Solltest du jedoch anhaltende Probleme haben, wende dich bitte an deine Hebamme, eine Stillberaterin oder den Kinderarzt.

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