Skip to content

Alles anders – Von der potentiellen Fläschchen-Mami zum Langzeitstillen

Geburt:
Spontangeburt
Ernährungstyp:
Vollstillen
Phase:
Abstillen
Brust(erkrankung):
ungleiche Brüste
Weiteres:
Langzeitstillen

Erfahrungen von Bianca, 39

Oh, meine Geschichte ist eigentlich ganz einfach: ich wollte eigentlich gar nicht stillen. Der Gedanke, dass ein Baby an meiner Brust nuckelt, fand ich überhaupt nicht gut und konnte es mir auch überhaupt gar nicht vorstellen. Noch vor der Geburt wurde ich angefeindet, dass ich gesagt habe, dass ich nicht lange stillen möchte. Ich wollte höchstens 3 – 6 Monate stillen. Und das auch nur, wenn es mir gefällt. Ich wollte schnell mein Leben zurück. So jedenfalls stellte ich mir das Ganze vor.

Dann kam der Zwerg auf die Welt. Von der ersten Sekunde an war es, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Ich konnte in jeder Position stillen, ich hatte überhaupt keine Probleme. Ganz im Gegenteil: ich genoss es sogar. Meine Freunde lachen heute noch darüber, dass sich alles nach der Geburt so sehr geändert hat.

Bei dem Gedanken abzustillen und mich von meinem Baby zu trennen, liefen mir regelmäßig die Tränen. Dazu kam, dass mein Sohn weder einen Nuckel noch eine Flasche nahm – außer im Notfall, wenn ich mal ausgegangen bin. Dann hat er genommen, was da war, aber nur unter sehr großem Protest.
Der Papa konnte auch nicht viel helfen, da ich ein sehr anhängliches Kind habe. Er wollte vom ersten Tag an nur die Mutti und nur die Brust, egal was wir probiert haben. Von Stillberatung über Schlafberatung über Physiotherapie über Osteopathie – wir haben alles versucht.

Ein paar Mal habe ich probiert abzustillen, aber es funktionierte nicht. Er schrie dabei teilweise bis zu vier Stunden am Stück. Selbst der Papa sagte "entweder du stillst ihn jetzt, oder ich werfe ihn aus dem Fenster". Das war natürlich nicht ernst gemeint.

Mein Sohn ist im November geboren. Als er dann ein Jahr alt wurde, nahm ich das Abstillen nochmal in Angriff, aber es half einfach nichts. Vielleicht bin ich auch zu weich, wer weiß das schon …

Dann sollte im März 2020 geheiratet werden und ich wollte bis dahin abstillen. Da er immer noch jede Nacht alle zwei Stunden oder öfter kam, konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie man so überhaupt in Ruhe feiern sollte. Er hat noch nie woanders geschlafen. Er wurde noch nie von jemand anderem wirklich ins Bett gebracht außer von Papa. Er ist so anhänglich und so Mama fixiert, dass ich sogar froh war über Corona. Denn somit konnte unsere Hochzeit nicht stattfinden und das Abstillen konnte aufgeschoben werden.

Drei Monate nachdem er gerade in die Kita eingewöhnt worden war, war der erste Lockdown. Also definitiv kein abstillen. Es war für ihn ein viel zu großer Umschwung: nach sieben Wochen zu Hause war es richtig schwer für ihn, wieder in die Kita zu gehen. Er hatte sich wieder so schnell an zu Hause gewöhnt – also weiter gestillt.

Ich muss dazu sagen, dass ich schon aufgehört habe, ihn außerhalb der Wohnung zu stillen als er zehn Monate alt war. Ich selber finde das unmöglich, wenn man Kinder, die schon laufen können, noch in der Öffentlichkeit stillt. Ich mag da nicht hingucken und empfinde es als unangenehm. Ich glaube, wenn ich mich selber dabei sehen würde, würde ich das auch total merkwürdig finden. Mittlerweile ist er zwei Jahre und zwei Monate alt. Und es ist immer irgendwas, warum man nicht abstillen kann. Krank oder ein Zahn oder Corona oder oder oder oder.

Auf der anderen Seite fällt es mir aber nach über zwei Jahren zunehmend schwerer, keine einzige Nacht mehr richtig zu schlafen. Ich denke, dass der Tag jetzt näher rückt. Es ist aber auch so, dass ich es niemanden mehr großartig erzähle.

Erst wurde man komisch angeguckt, wenn man gar nicht stillen möchte. Dann wird man komisch angeguckt, wenn man immer noch stillt. Damit muss man lernen zu leben. Ich habe jetzt die Situation angenommen wie sie ist. Und ich glaube, das ist auch der einzige Weg zum inneren Frieden, sein Kind so zu akzeptieren, wie es ist. Er braucht es eben.

Wann ich es endlich schaffe, ihn abzustillen, werden wir sehen. Ich bin jetzt soweit, dass ich am Tag gar nicht mehr stille, sondern nur noch zum Einschlafen. Und natürlich alle zwei Stunden in der Nacht. Heute Nacht wurde ich sogar nur zweimal geweckt – ein absoluter Rekord.

Er fragt am Tag aber immer noch. Es ist immer noch ein Kampf, „nein“ zu sagen, aber ich ziehe es mittlerweile ganz gut durch. Ich möchte nämlich auch nicht mehr. Es ist zwar keine Quälerei für mich, aber ich möchte einfach nicht mehr. Ich finde mit fast zweieinhalb Jahren Stillen habe ich alles gegeben und alles getan und möchte jetzt aufhören, und es wird sich demnächst der richtige Zeitpunkt finden. Da bin ich ganz sicher.
Zum Abschluss möchte ich sagen, dass es wirklich auch sehr komisch für mich ist, weil ich wirklich niemals gedacht hätte, dass ich überhaupt so lange stille.

Und was ich in dem ganzen Text total vergessen habe, ist, dass ich nur noch Milch auf der rechten Brustseite habe, seit er sechs Monate alt ist. Ich stille also seit fast zwei Jahren nur mit einer Brust nachts alle zwei Stunden ohne Schwierigkeiten. Daran sieht man, dass ich ja irgendwie doch dafür gemacht bin. So ein Stress für nur eine Brust und trotzdem niemals Entzündung oder großartig wunde Brustwarzen oder irgendwas anderes gehabt. Ich finde es schon ein bisschen komisch, dass es tatsächlich so lange nur mit einer Brust geht, und das fand auch meine Hebamme.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und ob meine Stillreise mit meinem Sohn wirklich bald ein Ende nimmt. Ich habe die meiste Zeit wirklich sehr genossen, aber jetzt ist langsam Schluss. So das war meine Geschichte.

P.S. Mit Brei habe ich angefangen als er 17. Wochen alt war. Er hat schnell normal gegessen. Kita usw. ist kein Problem und ist es nie gewesen. Aber wenn Muddi da ist, will er kuscheln und an die Brust. Er nimmt keinen Nuckel und ich bin sein Ruheplatz. Wir schlafen Nase an Nase. Er ist ein großer Kuschler und braucht viel körperliche Nähe. Am liebsten schläft er auf mir, was mit 15 Kilo Körpergewicht langsam schwer wird. Aber es ist so schön, weil er genau so ist.

3 Fragen zum Schluss

Deine größte Herausforderung?

Bin noch dabei 😉

Deine ultimativen Tipps?

Hört auf eure innere stimme und achtet auf euch.

Auf was kannst du nicht verzichten?

Gilmore Girls 😉

3132333435363738393103113123133143153163173183193203213223233243253263273283293

Bei den Stories unserer Milchmamis handelt es sich um persönliche Erfahrungen. Wir freuen uns, wenn sie dir weiterhelfen. Solltest du jedoch anhaltende Probleme haben, wende dich bitte an deine Hebamme, eine Stillberaterin oder den Kinderarzt.

Weitere Stories

So wichtig sind die ersten Stunden

Mittlerweile gibt es viele dieser sogenannten Corona-Babys. Auch unser Sohn ist eins dieser Babys, die während der Pandemie geboren wurden. Wir hatten uns im Vorwege entschieden, dass er in einem
Mehr
Erfahrung abstillen

Abgestillt – weil ich es wollte

Ich möchte gerne mit euch meine Erfahrung zum Thema Abstillen teilen. Als ich mich damit beschäftigte, ist mir erst richtig bewusst geworden, wie wenig dazu im Netz zu finden ist.
Mehr

Nicht genug Milch – Wenn der Milcheinschuss zweimal auf sich warten lässt

Beim ersten Mal… Meine Erstgeborene, meine Tochter, war zeitlich übertragen aber vom Gewicht her noch ein Frühchen (<2.5 kg). Zusätzlich lag sie in Beckenendlage. Nachdem der Versuch der äußeren Wendung
Mehr

Sei dabei!

Werde Teil unserer Milchmamis
und erzähle deine Story