Meine erste Still-Erfahrung:
Ich hatte mich auf eine ganz normale Geburt vorbereitet und mich bereits während der Schwangerschaft über das Thema Stillen informiert. Ich hatte das „Das Stillbuch“ von Hannah Lothrop gelesen.
Ich war mir ganz sicher, dass es mit dem Stillen bei uns klappen würde. Zumal in dem Buch stand, dass jede Frau, die stillen möchte, auch stillen kann und es nur zwei Prozent gibt, die es nicht können. Warum sollte gerade ich zu diesen zwei Prozent zählen? Zu dem Zeitpunkt war ich noch blauäugig, aber eigentlich gut vorbereitet. Ich hätte nicht gedacht, dass beim Stillen irgendetwas schief laufen könnte.
Aber es kommt meistens anders, als man denkt. Statt der geplanten Spontangeburt ist mein Baby per Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Für mich ein traumatisches Geburtserlebnis. Außerdem konnte ich mein Baby erst drei bis vier Stunden nach der Geburt das erste Mal anlegen.
Als ich aus der Vollnarkose aufgewacht bin, war meine Tochter vom Krankenhauspersonal schon mit einem Schnuller „abgefertigt“ worden. Auch eine Glukoselösung hatte sie bereits bekommen.
Noch total benebelt von der Kaiserschnitt-Narkose versuchte ich meine Tochter etwas halbherzig anzulegen. Dabei bekam ich keine Hilfe und das Krankenhaus war auch eher stillunfreundlich eingestellt. Eine schreckliche Situation.
Aufgrund meines Geburtstraumas bin ich die ersten Tage und Wochen schlecht zurech gekommen. Ich habe sie trotzdem immer wieder angelegt, angelegt, angelegt. Im Krankenhaus bekam ich dann sogar noch den Tipp, nicht zu viel anzulegen, weil sonst die Brustwarzen wund werden. Sie haben mich gedrängt, Stillproben zu machen, alle Stunde zu wiegen, zuzufüttern und nur alle vier Stunden anzulegen.
Alles was man so falsch machen kann, wurde mir geraten und getan.
Als wir nach Hause kamen, hatte meine Tochter bereits über zehn Prozent ihres Geburtsgewichts verloren. Meine Hebamme war leider auch keine Hilfe, sondern sie sagte, ich solle entspannen und einen Sekt trinken. Unser Stillstart war eine richtige Spirale aus falschen Ratschlägen.
Zu Hause haben wir meine Tochter dann sporadisch zugefüttert. Nach rund zwei Wochen ging es ihr nicht gut. Sie war nicht gut ernährt, und wir sind sorgenvoll ins Krankenhaus gefahren. Im Krankenhaus war die Situation ganz schlimm für mich. Es wurde vor Ort so hingestellt, als ob ich mein Kind verhungern lassen würde. Wir fütterten nun regelmäßig zu.
Parallel suchte ich mir eine Stillberaterin. Sie sagte, dass wir das Anlegen noch verbessern könnten, wir aber nicht mehr zufüttern müssen.
Ein, zwei Wochen später ging es meiner Tochter wieder nicht gut. Meine Milchmenge reichte einfach nicht aus. Das Vollstillen hatte trotz Stillberaterin nicht funktioniert.
Aber sie gab uns einen Tipp, der Gold wert war: ein Brusternährungsset. Damit haben wir zu Hause aber auch unterwegs zugefüttert. Es war ein schönes Gefühl, dass das Stillen, wenn auch mit Zufüttern, klappte. Man machte beides quasi in einem "Abwasch".
Was ist ein Brusternährungsset?
Ein Brusternährungsset ermöglicht es, während des Stillens zuzufüttern. Die Zusatznahrung ist in einem kleinen Behälter auf dem Brustkorb der Mutter und gelangt über kleine Schläuche, die an den Brustwarzen befestigt werden, in den Baby-Mund.
Dann habe ich mich an eine Stillberaterin aus dem Forum „Stillen und Tragen“ gewandt. Obwohl sie sich ehrenamtlich engagieren, wird man sehr umfassend betreut: tägliches wiegen, sich melden, Ausscheidungen kontrollieren und protokollieren etc. Sie haben mir ganz viele tolle Tipps gegeben, u.a. zur Anregung der Milchproduktion Bockshornkleetee zu trinken. Außerdem habe ich von meiner Frauenärztin zur Anregung der Milchproduktion Domperidon verschrieben bekommen.
Wir konnten langsam anfangen, das Zufüttern mit dem Brusternährungsset zu reduzieren. Nach zwei Monaten hatten wir es geschafft. Meine Tochter war inzwischen drei Monate alt und ich konnte noch zwei Monate Vollstillen. Dann haben wir mit der Beikost gestartet.
Wird es beim 2. Mal leichter?
Bei meiner zweiten Tochter dachte ich, dass es direkt klappen wird. Sie kam zwar auch per Kaiserschnitt zur Welt, aber die Voraussetzungen waren viel besser und auch mir ging es viel besser.
Leider hat es aber auch bei ihr zu Anfang nicht zu 100 Prozent mit dem Vollstillen funktioniert. Bei mir scheint der Milcheinschuss bzw. die Milchproduktion erst verspätet in Gang zu kommen. Meine zweite Tochter ist jetzt fünf Wochen alt und nach vier Wochen hatten wir es geschafft ohne Zufüttern auszukommen.
Ich wurde dabei wieder von einer Stillberaterin aus dem Forum „Stillen und Tragen“ betreut. Ich kann gar nicht genau sagen, woran der schwierige Stillstart lag. Wahrscheinlich braucht es bei mir einfach seine Zeit. Meine beiden Töchter waren nach den Kaiserschnitten ein bisschen trinkfaul und hatten nicht die Kraft alles von alleine anzuregen.