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Stillen mit Hilfsmittel – meine Hassliebe zu Stillhütchen

Geburt:
Kaiserschnitt
Ernährungstyp:
Vollstillen
Phase:
Stillstart
Baby:
trinkt unruhig

Erfahrungen von Svenja, 30

Mini kam per Kaiserschnitt und etwas vor der Zeit (38+5) zur Welt. Sagen wir mal, er war nicht in Trinklaune und sehr müde.

Ich hatte mir vor der Geburt nie ernsthaft Gedanken um das Stillen gemacht. Aus Angst ich würde am Ende doch kein gesundes Baby im Arm halten, konnte ich solche Überlegungen auch nie ganz zulassen und wollte mich nicht wirklich viel mit „nach der Geburt-Themen“ befassen.

So lagen wir also nach der Geburt zusammen im Bett, der Zwerg und ich. Und ich fragte mich „Hm, wir kriegen wir das Kind denn nun an den Mops?“. Ich fragte also auf der Station nach einer Stillberatung. Irgendwann betrat eine mäßig gelaunte Schwester den Raum, schaute sich meine kläglichen Anlegeversuche kurz an und positionierte Mini dann in der Football-Haltung. Sie drückte meine Brust zusammen und versuchte, den Zwerg anzulegen. Ich streichelte ihm dabei das Gesicht, er tat mir einfach leid, so müde und noch so zart und frisch. „Ja nee, jetzt nicht streicheln, er soll ja wach bleiben und trinken!“. Aha. Okay.

Als es dann nicht so schnell klappte, weil der Zwerg immer wieder einschlief und an meiner Brust nicht so richtig etwas zu fassen bekam an, brachte mir die Schwester kleine Silikonhütchen. „Das sind Stillhütchen, hier.“ Dass die Hütchen eine Saugverwirrung auslösen können, und es sein kann, dass man längerfristig von den Teilen „abhängig“ ist, sagte sie mir nicht. Hier muss ich aber auch eine Teilschuld auf mich nehmen. Ich hätte mich vorher informieren sollen. Mich belesen sollen über das korrekte Anlegen, Hilfsmittel etc.. Aber so lag ich im Krankenhaus, fühlte mich wie ein Stück rohes Fleisch, hatte nach der Kaiserschnitt-OP tierische Schmerzen und dieses winzige Baby im Arm.

„Hilfsmittel“ klang deshalb erstmal gut. Mit dem „Eiffelturm“ auf meiner Brust konnte der Zwerg dann auch nuckeln, und ich war erstmal erleichtert. „Da kommt aber irgendwie nix!“ Ich sollte alle zwei Stunden abpumpen. Okay, klingt leichter als es letztlich war. Denn auch das Abpumpen war sehr trocken und schmerzhaft. „Merken sie noch keine Hitze oder Schmerzen in den Brüsten?“ Ich verneinte. „Kommt bestimmt bald!“ Mit seinen 2980 Gramm Gewicht war Mini sehr zart bei der Geburt. Am Tag der Entlassung wog er nur noch 2680 Gramm. Vor lauter Verzweiflung gab ich ihm etwas Pre-Milch aus einer Flasche. Stillfreundliche Zufütterungs-Methoden standen uns nicht zur Verfügung …

So zogen wir ohne Milcheinschuss am Freitag nach der Entbindung am Dienstag nach Hause um. Mit unserem immer unzufriedener werdenden Minizwergenmann.

Zuhause fühlte ich mich dann wie im freien Fall: Wir hatten eine Milchpumpe aus der Apotheke geliehen. Ich erinnere mich noch gut, wie ekelhaft ich mich beim Pumpen beim ersten Mal gefühlt hab. Mit diesen saugenden Dingern an meiner Brust, aus der quasi nichts rauskam. Ich konnte durch die riesige Narbe am Bauch kaum laufen, konnte mein Kind nicht ernähren und saß mit diesem Gerät hier herum, während mein Mann mit dem weinenden Zwerg auf den Arm durch die Wohnung lief. Ja, ich weiß, sein Magen war winzig, aber in diesem Moment dachte ich, er verhungert.

Schluchzend guckte ich mir die winzige Milchpfütze an, die das Abpumpen gebracht hatte. Pre-Milch hatten wir natürlich auch da. Doch sollte unsere Stillgeschichte vorbei sein, bevor sie angefangen hat? Das wollte ich nicht so einfach hinnehmen!

Nach den Abpumpversuchen wurde meine Brust plötzlich sehr, sehr warm. Und groß. Ich hatte den Eindruck, ich konnte den beiden da unten beim Wachsen zuschauen. Abends lief es mir dann nass ins Oberteil. Ich war so selig, schnappte mir den Mini. „Essen ist da!“ Wir verbrachten die erste Nacht zuhause in milchtrunkener Zufriedenheit.

Doch diese Stunden damals sind mir in tiefer Erinnerung geblieben. Die Angst, ich kann mein Baby nicht ernähren, diese Insuffizienz, dass Nicht-genug-sein – diese Gefühle sind geblieben. Unsere Stillbeziehung hat sich gefestigt, aber ganz sorglos ist sie bisher nicht geworden. Stillen ist Arbeit und Mühe, das weiß ich jetzt. Nun stillen wir über drei Monate und ich hab noch keine Pre-Nahrung zuhause zubereitet. Bald sind es 16 Wochen Vollstillen.
Wie es so ist? Durchwachsen würde ich sagen. Wir zählen noch immer zu den Hütchenspielern. Unser größtes Hobby ist das Runterwerfen und das nachts im Bett verlieren. Aber besser stillen mit Hütchen als gar nicht. Wisst ihr, was das eigentlich Schlimme an den Dingern ist? Sie haben mein Still-Selbstbewusstsein empfindlich derangiert. „Stillst du?“ „Ja, aber…“ Ich fühle mich oft als brauche ich eine Brustprothese, nicht vollwertig, abhängig. An anderen Tagen denke ich mir „Ach komm so schlimm ist es nicht.“ Wahrscheinlich hätte ich so oder so irgendeine Stillangst entwickelt, aber durch die Hütchen hab ich stets und immer die Sorge, mein Kind bekommt nicht ausreichend Milch ab.

„Dein Baby ist unruhig beim Stillen? Es ist unruhig nach dem Stillen? Kurze Stillabstände? Lange Stillabstände? Vielleicht eine Saugverwirrung? Benutzt ihr etwa STILLHÜTCHEN?“ Ungefähr so liest es sich auf jeder dritten Ratgeberseite zum Thema Stillen im Netz. Ja, es sind Hütchen, nein es ist nicht optimal, aber es ist auch kein Gift, das sage ich mir selbst immer wieder. Durchatmen, Geduld haben. Bloß keinen Stillfrust entstehen lassen. Wie oft ich wutentbrannt das Hütchen abgefummelt und „Ich hasse die sch*** Dinger!“ gerufen hab.

Aber wir bleiben dran und arbeiten uns Schritt um Schritt davon weg. Irgendwann klappt es bestimmt. Oder auch nicht. Hauptsache der Zwerg bekommt Muttermilch und nimmt ordentlich zu. 

Das Zunehmen – auch ein Lieblingsthema. Auch hier spielt das Thema Kontrolle eine ganz wichtige Rolle: beim Stillen lassen sich nur schwer irgendwelche Eckdaten kontrollieren. Leider hat sich dieser erlebte Kontrollverlust bei mir damit kompensiert, dass ich Minis Gewicht (viel zu) oft kontrolliere und mich bei jedem Gramm verrückt mache.

 „Ich glaube, du hast dieses Kind bekommen, um Geduld zu lernen und zu lernen, loszulassen!“ So ähnlich hat es meine Hebamme im Wochenbett zu mir gesagt. Ich nehm’s also als Chance, mal wieder über meine Grenzen zu gehen. Loszulassen. Vertrauen in mich und uns zu haben. Manchmal ist es einfach. Manchmal ist es verdammt schwer, kostet Tränen und Nerven. Aber es hat ja auch keiner gesagt, dass es einfach wird, oder?

3 Fragen zum Schluss

Deine größte Herausforderung?

Die Zeit auszuhalten, bis mein Milcheinschuss einsetzte. Das war sehr hart und die Geburt hing mir noch sehr in den Gliedern.

Deine ultimativen Tipps?

Eine gute Beratung ist das A und O. Am besten schon im Krankenhaus, steht dafür ein, schickt euren Mann los, dass er auf Station Bescheid gibt, dass ihr eine Stillberatung möchtet!

Auf was kannst du nicht verzichten?

Meine Federwiege.

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Bei den Stories unserer Milchmamis handelt es sich um persönliche Erfahrungen. Wir freuen uns, wenn sie dir weiterhelfen. Solltest du jedoch anhaltende Probleme haben, wende dich bitte an deine Hebamme, eine Stillberaterin oder den Kinderarzt.

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