Ich war mir von Anfang an sicher, dass ich mein Kind unbedingt stillen wollte. Da gab es für mich keine gute Alternative. Ich informierte mich schon vor der Geburt sehr genau über das Stillen und die besten Techniken und Tipps zum Anlegen an die Brust, kaufte mir Bücher und schaute mir Videos an.
Als meine Kleine dann nach einer ziemlich dramatischen Geburt geboren war und es im Kreißsaal mit dem Anlegen trotzdem recht gut klappte, war ich voller Hoffnung. Auf der Station angekommen wurde sie sehr unruhig und dockte immer wieder heftig an und ab. Ich war plötzlich total überfordert und bat um Hilfe. Auch das Wecken alle drei Stunden ergab in meinen Augen keinen Sinn und ich machte deswegen kaum ein Auge zu.
Die Krankenschwester ging sehr brutal mit mir und meinem Kind um. Bis heute habe ich mir nicht verziehen, dass ich sie nicht davon abgehalten habe meiner Tochter weh zu tun. Nachdem sie aus dem Zimmer war, waren meine Brustwarzen wund und meine Tochter immer noch hungrig. Wir schliefen beide vor Erschöpfung ein.
Am nächsten Tag war ich mir sicher, dass ihre Schicht zu Ende war und ich traute mich wieder um Hilfe zu bitten. Es klappte nicht wirklich besser, so dass man mir Stillhütchen mit auf den Weg gab. Ich wollte diese eigentlich gar nicht, aber immerhin trank meine Tochter damit endlich etwas.
Wir sind an diesem Tag nach Hause gefahren und hofften nun, dass meine Hebamme die Situation retten konnte. In der Zwischenzeit schickte ich meinen Mann los, um alles Mögliche gegen wunde Brustwarzen zu kaufen. Am besten geholfen haben mir am Ende Silberhütchen und später Multi-Mam Kompressen.
Da meine Hebamme selber in dem Krankenhaus arbeitete, in dem ich entbunden habe, traute ich mich nicht so richtig ihre Kolleginnen im Kreißsaal und auf der Station zu kritisieren. Ich konnte also nicht offen über meine Gefühle sprechen und rutschte in einen heftigen Babyblues.
Trotzdem kümmerte sie sich liebevoll um mich und warnte mich vor einem heftigen Milcheinschuss. Der ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Meine Brüste waren gefühlt doppelt so groß und schmerzten unheimlich. Wenn ich meine Tochter stillte, lief auf der anderen Seite die Milch genauso stark heraus. Jeden Berührung tat weh und die meiste Zeit lief ich frei herum. Der erste Besuch nach fünf Tagen stresste mich sehr, da ich mitten in diesem Gefühlschaos hing und körperlich total lädiert war. Außerdem musste ich mir ja etwas anziehen.
Meine Brustwarzen schmerzten insgesamt drei Wochen sehr stark. So sehr, dass ich mich vor jedem neuen Stillen fürchtete und vor Schmerzen dabei oft weinte. Leider fehlte auch hier viel Unterstützung. Vielen Freundinnen von mir erging es anders, und es tat weh zu hören, dass sie diese Probleme offenbar alle nicht kannten.
Mein Mann schlug vor, die Flasche zu geben, weil ich mich so quälte. Ich fühlte mich sehr einsam und kämpfte einsam um meinen Wunsch stillen zu können. Ein fieser Milchstau tat dann noch sein Übriges und es ging mir sehr schlecht.
Nach drei Wochen waren die Schmerzen auf einer Seite von heute auf morgen weg. Für die zweite Brust brauchte ich länger, aber auch diese Schmerzen versiegten irgendwann. Das hatte ich geschafft. Nun wollte ich die Stillhütchen noch loswerden. Meine Kleine hatte eine komplette Saugverwirrung durch das unterschiedliche Saugen an der Brust, am Hütchen und am Schnuller. Den hatte ich ihr zwischenzeitlich gegeben um ihrem Saugbedürfnis gerecht zu werden und meine Brustwarzen zu schonen.
Ich legte sie also immer wieder als erstes ohne Hütchen an und packte diese extra in einen anderen Raum, so das es ein größerer Aufwand für mich werden würde sie zu holen. Nach einiger Zeit war es geschafft und wir stillten schmerzfrei an der Brust. Allerdings war die einzige funktionierende Position die Wiegehaltung mit Stillkissen. Regelmäßig schlief ich nachts im Sitzen ein und bekam schlimme Nackenschmerzen.
Nach ein paar Monaten las ich das Buch „Artgerecht“ und traute mich meine Tochter mit bei mir im Bett schlafen zu lassen, an mich gekuschelt. Wir übten das Stillen im
Liegen, von dem ich noch einmal wunde Brustwarzen bekam.
Nach einer guten Woche war es überstanden und seither ist es ein Traum. Wir schlafen nachts gekuschelt zusammen ein, ich ziehe bloß mein T-shirt hoch wenn ich merke, dass sie unruhig wird und sie dockt sich selber an. Dadurch schlafen wir beide fast durch, da wir gar nicht mehr richtig aufwachen müssen und ich bin viel erholter.
Ich habe mich zudem mit dem vielen Vorteilen des Stillens für die Kleinen befasst und kann mir gut vorstellen, dass ich eine Langzeitstillerin werde. Es hat sich SO gelohnt 🙂
Womit ich allerdings bis heute zu kämpfen habe:
- Manchmal ein leichter Ansauge-Schmerz
- Meine Tochter blickt mir leider beim Stillen nicht in die Augen
- Die nervigen Fragen, warum ich denn schon wieder stillen muss (etwa alle 1,5 Stunden für fünf Minuten)