Beim Stillen haben wir einen perfekten Bilderbuchstart hingelegt – unser Sohn hat bereits kurz nach der Geburt im Kreißsaal an beiden Brüsten angedockt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Nach vier Tagen folgte der Milcheinschuss, ich hatte keine Probleme beim Anlegen und auch die erwarteten wunden Brustwarzen blieben aus. Unser kleiner Spatz hatte bereits nach kurzer Zeit sein Geburtsgewicht wieder erreicht und nahm in den folgenden Wochen immer überdurchschnittlich zu. Soweit, soweit gut.
Nach rund zwei Monaten fing unser perfektes Still-Leben an ins Wanken zu geraten und mit ihm meine Gelassenheit zum Thema Ernährung – denn bei uns herrschte „Alarmstufe grün“. Der Stuhl war plötzlich grünlich verfärbt und bei mir fing sich an das Sorgenkarussell zu drehen. Ich hatte die ganze Zeit über schon mehr als genug Milch im Angebot (ich stille bis heute pro Stillgang abwechselnd nur an einer Seite) und mein Sohn verschluckte sich beim Trinken immer häufiger, was zu wilden An- und Abdock-Aktionen begleitet von vielen Tränen bis hin zur Brustverweigerung führte.
Hinzu kam, dass ich eine schwangerschaftsbedingte Schilddrüsenunterfunktion entwickelte und noch mehrere Wochen nach der Geburt das Medikament weiter nehmen sollte. Mit dem Ergebnis, dass ich von der Unterfunktion in eine Überfunktion rutschte. Und das kann zur Folge haben, dass der Körper noch mehr Milch produziert.
Für mich passte nun alles zusammen: grüner Stuhl kann zwar alles und natürlich auch gar nichts bedeuten, aber kommt häufiger vor, wenn Babys zu viel Vordermilch zu sich nehmen. Verwöhnt von dem schnellen Zunehmen mäkelte auch zum erste Mal seine Gewichtszunahme.
Und da war sie - die Panik, dass unser Kind nicht ausreichend versorgt wird, er vielleicht noch Hunger hat und ich es nicht merke, ihm meine Milch nicht schmecken könnte, wir vielleicht doch zufüttern müssen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass er viel mehr als vorher weint und wurde immer unsicherer.
Meine Hebamme empfahl mir vor dem Stillen 20-30 ml Milch abzupumpen, damit mein Sohn auch genug Hintermilch bekommt. Das schien zu wirken, die Stuhlfarbe normalisierte sich gen senfgelb und auch auf der Waage war wieder alles in Ordnung.
Ich dachte wir wären über den Berg, aber kurze Zeit später folgte der Showdown in Form eines Milchstaus. Ich wachte in der Nacht schweißgebadet auf und meine rechte Brust war verhärtet und schmerzte. Glücklicherweise hatten wir noch Kohl im Haus, den mein Mann mir noch in der Nacht präparierte (Kohlblätter mit dem Nudelholz platt Rollen und dann ab in den Kühlschrank damit). Neben dem Kohl half mir das Ausstreichen der Brust (besser als Abpumpen, da dies die Milchproduktion noch mehr ankurbeln kann) und ein Retterspitz Muskelroller, den ich mehrfach am Tag auf die verhärteten Stellen auftrug. Nach einem Tag hatte sich alles normalisiert und mein Sohn trank auch ganz normal an der Brust.
Danach folgten immer mal gute und schlechte Phasen. Besonders während Entwicklungsschüben trinkt der Kleine sehr unruhig und unregelmäßig und wenn er trinkt meistens nicht länger als fünf Minuten (laut unserer Hebamme ist er ein „Druckbetanker“). Manchmal tagsüber stundenlang gar nicht oder nur nach dem Schlafen, dafür konnte er nachts nicht genug bekommen. In der Nacht hatten wir generell nie Stilprobleme, mein Sohn trinkt in liegender Position und wenn er müde ist immer ruhig und entspannt. Wenn die Milch wieder zu schnell läuft, hilft es uns beiden sehr auch tagsüber im Liegen zu stillen und/oder vorher ein bisschen Milch auszustreichen.
Und wie ist es heute? Langsam habe ich es geschafft, mich wieder etwas zu entspannen was das Thema Ernährung angeht. Unser Sohn hat zwar immer noch ein eigenwilliges Trinkverhalten, aber solange er fröhlich und agil ist und zunimmt, vertraue ich einfach darauf, dass er sich nimmt was er braucht, und das – wie sollte es auch anders sein – tut er am liebsten stündlich in der Nacht ; )