Meine Tochter kam spontan und gesund zur Welt. Im Krankenhaus zeigte man mir das Anlegen, unterstützte mich, und ich hatte den Eindruck, dass nach zwei Tagen die Milchproduktion richtig anfing.
Am dritten Tag kamen wir nach Hause. Ich habe leichte Probleme bekommen, weil ich durch Schlupfwarzen das Gefühl hatte, meine Tochter bekommt die Brust nicht gut zu fassen. Nach Rücksprache mit meiner Hebamme besorgte ich mir Stillhütchen, die dafür sorgen sollten, dass mein Baby besser trinken kann.
Leider waren die gekauften Hütchen zu klein. Durch diesen Umstand bildete sich ein Milchstau, der mit 40 Grad Fieber und starken Schmerzen einher ging. Meine Tochter verweigerte die betroffene Brust, ich musste Antibiotika nehmen und hatte tagelang mit den Folgen zu kämpfen. Unter anderem bildete sich ein unangenehmer Pilz auf der Brustwarze, der das Stillen noch unangenehmer machte.
Mit dem Milchstau veränderte sich auch meine Milchproduktion. Ich legte meine Tochter stündlich für 20 Minuten an, jedoch schrie sie nur noch und schien nicht satt zu werden. Ich hatte den Eindruck, ich machte „Trockenübungen“. Sie zog und zog und zog, aber es kam nichts mehr. Zur Unterstützung trank ich Tees, nahm Bockshornklee-Tabletten, versuchte durch Massagen und zusätzliches Pumpen die Produktion anzuregen.
Nach drei Wochen nahm meine Tochter drastisch ab. Wir gaben ihr 40 ml Milchnahrung am Tag, und es war eine Erleichterung für mich, eine Stunde meine Ruhe zu haben.
Die Verzweiflung, die sich in mir breit machte, wurde immer größer. Ich fing an zu heulen, wenn meine Tochter nach 20 Minuten wieder kam, obwohl ich sie gerade gestillt hatte. Ich hielt mir die Ohren zu und heulte. Mein Mann reagierte in diesem Moment richtig und gab der Kleinen die Flasche.
Nach vier Wochen und einem zweiten Milchstau besprach ich mit meiner Hebamme, dass wir es mit der Flasche probieren und zusätzlich die abgepumpte Milch füttern. Nach 20 Minuten pumpen aus beiden Brüsten, kamen jedoch lediglich 20 ml zustande. Ich hatte schlichtweg keine Milch mehr. Im Nachhinein bezweifle ich, dass jemals genug Milch vorhanden war, um meine Tochter zu versorgen. Das Abstillen dauerte gerade mal zwei Tage.
Für mich war es allerdings eine große Erleichterung und es half mir, mich endlich auf meine Tochter einzulassen und liebevolle Gefühle zu entwickeln. Gefühle, die nicht nur negativ sind, Gefühle die einen nicht nur an seine Schwäche erinnern.
Ich habe ein halbes Jahr Antidepressiva genommen und eine Therapie begonnen, die mir geholfen hat, das Erlebte zu verarbeiten. Noch heute gehe ich in Abständen zu meiner Psychologin, um mich auf die Geburt meines zweiten Kindes vorzubereiten. Gerne möchte ich dann erneut versuchen zu Stillen und hoffe, dass mein Körper und mein Kopf dieses Mal keine Barriere für mich darstellen.