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Zwiemilch – Wenn Stillen und Fläschchen zum eingespielten Team werden

Geburt:
Spontangeburt, Neugeborenen-Intensiv, Spätes Bonding
Ernährungstyp:
Zwiemilch
Phase:
Stillstart
Milch
zu wenig

Erfahrungen von Stephie, 33

Ich selbst bin ein Flaschenkind. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mama, habe keinerlei Allergien, kenne kaum jemanden, der weniger krank ist. Und so dachte ich noch als ich schwanger war: Entweder es klappt mit dem Stillen oder halt auch nicht. Ist dann ja auch nicht so schlimm.

Dann kam unser kleiner Süßmatz auf die Welt und es änderte sich schlagartig alles oder wie eine Freundin zu mir sagte: „Man rechnet mit allem, nur nicht mit sich selbst.“

Die Geburt verlief zunächst, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich atmete mich konzentriert von Wehe zu Wehe und ich hatte tatsächlich kaum Schmerzen, zumindest konnte ich sehr gut damit umgehen. Nur das Ende war dann leider ganz anders, als ich es mir ausgemalt hatte. Statt die erste „magische“ Stunde mit meinem Baby genießen zu können, standen mein Mann und ich erstmal mit „leeren Händen“ da, denn unser Sohn wurde nach nur wenigen Minuten aufgrund eines möglichen Sauerstoffmangels unter der Geburt auf die Neo-Intensivstation gebracht. Es war ganz und gar surreal.

Er wurde um 04:27 Uhr geboren. Abends bat ich eine Schwester mir zu zeigen, wie man die Brust ausstreichen könne. „Oh, hat ihnen das noch keiner gezeigt?“ „Ähm, nein.“ Tolle Wurst.

Gegen 23 Uhr habe ich ihn das erste Mal angelegt. Er war ein Naturtalent, dockte sofort korrekt an. Ich war dann die ersten drei Tage, alle drei Stunden (auch nachts) für 1,5 – 2 Stunden bei ihm: probierte ihn zu stillen, wickelte ihn, kuschelte ihn und sprach ihm Mut zu. Im Sitzen. Auch ganz toll bei einem Dammschnitt.

Seine Werte verbesserten sich zum Glück sehr schnell. Trotzdem fühlte ich mich wie ein Häufchen Elend. Jeder erzählte mir was anderes, ich fühlte mich unter Druck gesetzt, es wurde direkt zugefüttert, ich war sehr viel auf mich selbst gestellt und wünschte mir mehr Arme.

Schon mal probiert, sich selbst nach einer Geburt mit einem Stillkissen zu drapieren, ein sehr schläfriges Neugeborenes anzulegen und ihm dann selbstständig eine kleine Sonde in den Mundwinkel zu schieben? Damit könnte man sich auf jeden Fall als Helfer für den Domino Day qualifizieren. Und dann noch alles mit Maske wegen Corona.

Mein Mann brachte mir auf anraten meiner Hebamme auch eine Handpumpe ins Krankenhaus, die ich aber nur sehr sporadisch nutzte. Erstens wusste ich nicht genau, wie das eigentlich funktioniert und was man zu erwarten hatte, zweitens war ich einfach zu platt.

Am vierten Tag konnten wir endlich nach Hause und fuhren ein komplettes Kontrastprogramm. Wir kuschelten, machten einen gemütlichen Still-Marathon und haben uns von Papa verwöhnen lassen. Die Zusatznahrung haben wir komplett weggelassen. Es klappte weiterhin gut und die gefürchteten wunden Brustwarzen blieben aus. Leider aber auch der Milcheinschuss. Also es kam Milch, aber eben nicht so „Zack-Boom-Peng“-mäßig.

  • Ich versuchte alles, was Frau bei zu wenig Milch so versuchen kann:
  • Ich legte ihn so oft es ging an, probierte es mit Wechselstillen und in verschiedenen Positionen
  • Ich aß und trank ausreichend, mitunter literweise Stilltee, Maisbarttee und Malzbier
  • Ich pumpte mehrmals am Tag mit einer elektrischen Pumpe – leider erst nur einseitig und mit einer zu großen Brusthaube (Tipp: Brusthauben in Größen abseits der Norm gibt es bei Amazon)
  • Ich ließ meinen Schilddrüsenwert checken und überprüfen, ob ggf. noch Plazenta-Reste vorhanden waren
  • Ich nahm Bockshornklee-Kapseln und Globuli und besorgte mir beim Frauenarzt Domperidon (ein Medikament, dass als „Off-Label-Use“ die Milchbildung anregen soll). Ich hatte sogar so eine Pillendose wie meine Oma, wo man die Pillen nach Tageszeit und Wochentag sortieren konnte!?
  • Ich googelte mich durch sämtliche Foren und Websites zum Thema
  • Letztlich telefonierte ich auch mit einer Stillberaterin (hätte mal wohl mal eher machen sollen), die mir noch ein Brusternährungsset ans Herz legte. Aufgrund meiner Erfahrungen mit der Sonde und dem ganzen Stress, hatte ich mich aber dagegen entschieden.

Es war wie eine Challenge, die man unbedingt schaffen wollte. Schließlich liest man überall, dass Muttermilch das Beste fürs Baby ist, ironischerweise selbst auf der Verpackung der Pre-Nahrung. Und ja, natürlich will ich das Beste für mein Kind! Was aber, wenn es schlicht und einfach nicht klappt!?

Mein Kleiner nahm nur mit Muttermilch leider nicht genug zu, so dass wir wieder zufütterten. Erst nur 30, bald 60 und dann 90 ml pro Mahlzeit. Ich blieb aber dabei, ihm zunächst beide Brüste anzubieten und dann erst die Flasche, wenn er noch Hunger hatte. Meine Befürchtung, dass er schnell die Brust verweigern würde, hat sich nicht bewahrheitet. Er ist ein kleiner Brust-Junkie und genießt es so nah bei mir zu sein, schläft regelmäßig auf mir ein.

Wir pendelten uns schließlich bei ca. 430-500 ml Pre am Tag ein und das schon über die letzten 12 Wochen! Wir sind nun also „Team Hybrid“ mit allen Vor- und Nachteilen. Mein Mann sagte dann auch letztens zu mir: „Weißt du, ich bin jetzt eigentlich ganz froh, dass es mit dem Vollstillen nicht geklappt hat. Dann kann ich ihn auch „stillen“. Das ist nochmal was ganz Besonderes“.

Klar, ist es manchmal super anstrengend und zeitaufwendig, immer beides durchzuziehen. Klar, macht man sich immer mal Gedanken, ob er denn so auch wirklich genug bekommt (ich glaube, das ist allen Mamas gemein). Aber das ist nun mal unser Weg und ich genieße die innigen Momente mit meinem Baby sehr und bin dankbar, dass es überhaupt noch mit dem Stillen klappt.

Mein „Etappenziel“ es mit der Zwiemilch bis zur Einführung der Beikost beizubehalten, habe ich jedenfalls geschafft. Mit 4,5 Monaten haben wir ihm den ersten Löffel Brei angeboten. Nun ist er 6 Monate alt und wir sind immer noch dabei.

Die elektrische Milchpumpe habe ich zurückgegeben. Meine Hassliebe und das „Power-Pumpen“ haben somit ein Ende! Ich lasse jetzt meinen Sohn entscheiden. Wenn er irgendwann nicht mehr an die Brust will, dann ist das so. Auch wenn die Erkenntnis und das Eingestehen sicher nochmal hart sein werden für mich…

3 Fragen zum Schluss

Deine größte Herausforderung?

Nicht so hart zu mir selbst zu sein und zu akzeptieren, dass es vielleicht doch einfach nicht klappt, auch wenn man oft sowas liest wie „Wenn man wirklich stillen will, geht es auch“. Also den kleineren inneren Teufel zu ignorieren, der stichelt, ob man denn wirklich alles getan hat. Vielleicht hätte man noch mehr pumpen können, eher eine Beratung in Anspruch nehmen können, weniger „schnell“ die Flasche geben können...? Ich muss mir eigentlich wirklich nichts vorwerfen, aber erzähl das mal dem Teufelchen 👿!

Deine ultimativen Tipps?

Mit der Geburt deines Babys bist auch du als Mama geboren worden. Du kannst nicht alles wissen. Du gibst dein Bestes und das ist genug!

Hole dir schnell kompetente Hilfe, bevor man denkt „Lohnt das wirklich noch?“

Nur weil dein Baby schreit, hat es nicht immer Hunger. Es gibt 1000 Gründe dafür, also mach dich nicht zu sehr verrückt.

Für Schwangere: Informiere dich bereits im Vorfeld ausführlicher, so kann manche böse Überraschung vielleicht vermieden werden

Auf was kannst du nicht verzichten?

Zwei Flaschenwärmer, um immer eine Portion richtig temperiertes Wasser parat zu haben (im Schlafzimmer & in der Küche)

mein Stillkissen für lange Still-Sessions

Die Hilfe von meinem Mann 🥰

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Bei den Stories unserer Milchmamis handelt es sich um persönliche Erfahrungen. Wir freuen uns, wenn sie dir weiterhelfen. Solltest du jedoch anhaltende Probleme haben, wende dich bitte an deine Hebamme, eine Stillberaterin oder den Kinderarzt.

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